Im Frühjahr 2024 besuchte der Arbeitskreis Schule, Kultur und Sport gemeinsam mit dem Ersten Kreisbeigeordneten und Vizelandrat Lutz Köhler die Landrat-Gruber-Schule (LGS) in Dieburg. Mit knapp 2.000 Schülerinnen und Schülern ist sie nicht nur die größte berufliche Schule des Schulamtsbezirks Darmstadt/Darmstadt-Dieburg, sondern auch die einzige in unserem Landkreis.
Die Landrat-Gruber-Schule besteht aus sechs Abteilungen und bietet Heimat für zehn verschiedene Schulformen. Neben der Vorstellung der verschiedenen Schulzweige und einem Gespräch mit der Schulleitung stand auch ein Rundgang über das weitläufige Schulgelände an. Dabei wurde auch der praktische Bereich für die Landwirte, Gärtner und Floristen erkundet, zu dem u. a. auch ein Areal gehört, um Pflasterarbeiten oder Grabbepflanzungen u.v.m. zu erlernen. Gerade im Bereich Floristik nehmen Auszubildende aufgrund dessen einen längeren Fahrtweg in Kauf. Auch das Berufsfeld Landwirtschaft ist als schulträgerübergreifender Standort für ganz Südhessen an der LGS angesiedelt.
„Sehr deutlich wurde bei diesem Besuch, dass ein berufliches Bildungszentrum nicht mit anderen Schulformen zu vergleichen ist. Die Aufgabenbereiche sind erheblich vielfältiger und wesentlich breiter aufgestellt“, resümiert die schulpolitische Sprecherin Heidrun Koch-Vollbracht. Natürlich hat sich die Schulleitung auch Gedanken um die Zukunftsfähigkeit ihrer Schule gemacht, denn nur 600 der insgesamt knapp 2.000 Schülerinnen und Schüler besuchen den beruflichen Zweig.
Derzeit gibt es in Hessen 114 Berufsschulen. Das Land Hessen hat sich daher zu einer sukzessiven Neuausrichtung der Standorte entschlossen und das Konzept der „zukunftsfähigen Berufsschule“ entwickelt, das ab 2026 gelten soll. Mit der Umstrukturierung will das Land trotz sinkender Schülerzahlen den Fortbestand aller Ausbildungsberufe sichern und weiterhin eine möglichst betriebsnahe Beschulung ermöglichen. Im Hinblick auf den demographischen Wandel mit langfristig schwächeren Jahrgängen müssten Berufsschulen mit auskömmlichen Schülerzahlen „zukunftsfest aufgestellt“ werden.
500 weitere Schülerinnen und Schüler kommen an die LGS.
Allein in der Stadt Darmstadt gibt es sechs berufliche Schulen, in denen ca. 1.200 Berufsschülerinnen und -schüler aus dem Landkreis beschult werden. Hierfür wiederum zahlt der Landkreis erhöhte Gastschulbeiträge an die Stadt Darmstadt. Um die LGS als Schule des Landkreises zu stärken und den Standort für die Zukunft zu sichern, sollen nach und nach bis zu 500 Schülerinnen und Schüler hinzukommen.
Diese Neustrukturierung ist Gegenstand des in der Vorbereitung seiner Fortschreibung befindlichen Berufsschulentwicklungsplans, den der Schulträger regelmäßig erneuern muss. Formal hat ein solcher Plan den Bau und Unterhalt der Schulgebäude und der Außenanlagen, die Möblierung und das nicht lehrende Personal zum Gegenstand. Im Falle der LGS, der einzigen Berufsschule im Landkreis, geht es nun auch um Grundsätzliches.
„In der Regel werden Schülerinnen und Schüler dort beschult, wo ihr Ausbildungsbetrieb angesiedelt ist. Historisch bedingt wurden die aus dem vormaligen Altkreis Darmstadt stammenden jungen Leute jedoch überwiegend in der Stadt Darmstadt beschult. Dies soll sich nun ändern, um einerseits die LGS zu stärken und andererseits die beruflichen Schulen der Stadt zu entlasten“, erläutert der Vizelandrat und Schuldezernent Lutz Köhler. „Zunächst werden im Schuljahr 2026/27 rund 100 bis 150 Schülerinnen und Schüler zusätzlich hinzukommen. Das gilt aber nur für diejenigen, die einen neuen Ausbildungsvertrag unterschreiben. Wer derzeit an einer Darmstädter Berufsschule unterrichtet wird, bleibt auch dort.“
Ziel ist auch, Doppelstrukturen abzubauen. „Für Härtefälle soll es sogenannte Gestattungsanträge geben“, beruhigt Koch-Vollbracht.
Acht Millionen Euro werden investiert.
Um Platz für die zusätzlichen Berufsschülerinnen und -schüler zu schaffen, sollen auf dem Gelände der LGS in Modulbauweise zehn neue Klassenräume und ein Lehreraufenthaltsbereich errichtet werden. Der Landkreis investiert hierfür ca. acht Millionen Euro.
„Auch die Schulleitung zeigte bei unserem Besuch Ideen auf, wo sich die LGS zukünftig breiter bzw. neu aufstellen könnte. Die Ansiedlung neuer Ausbildungsberufe z. B. im Bereich der Logistik wäre ein möglicher Schritt“, so Koch-Vollbracht und Köhler abschließend.
Schulformen und Ausbildungsberufe der LGS:
- Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung (BzB)
- Integration und Anschluss (InteA)
- Mittelstufenschule (MSS) – hier existiert eine Kooperation mit der Goethe-Schule (Kooperative Gesamtschule) in Dieburg
- Berufsfachschule (BFS)
- Berufsschule (Duale Ausbildung; BS)
- Industrielle Ausbildungsberufe (von Industriemechaniker/in bis Mechatroniker/in)
- Handwerkliche Ausbildungsberufe (z. B. Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik)
- Wirtschaft und Verwaltung (z. B. Kauffrau/-mann im Einzelhandel, Industriekauffrau/-mann, Bankkauffrau/-mann)
- Farbtechnik und Raumgestaltung (Maler und Lackierer)
- Agrarwirtschaft/Floristik (Gärtner/in, Florist/in, Landwirt/in)
- Körperpflege (Friseur/Friseurin)
- Höhere Berufsfachschule (HBFS)
- Fachschule für Sozialwesen/Fachrichtung Sozialpädagogik (FS)
- Fachoberschule (FOS) Form A
- Fachoberschule (FOS) Form B
- Berufliches Gymnasium (BG)